Wie bewerte ich den Erfolg eines Wettkampfes oder Spiels oder allgemein einer sportlichen Situation?

Wie bewerte ich den Erfolg eines Wettkampfes oder Spiels oder allgemein einer sportlichen Situation?

Jede Person geht unterschiedlich an Wettkämpfe heran. Abhängig von Leistungsstufe und Trainingsstand gehen wir mit unterschiedlichen Erwartungen an Wettkämpfe heran.
Zur Bewertung eines Erfolgs von Spielen oder Wettkämpfen gibt es unterschiedliche Ansätze, die beide Vor- und Nachteile haben.

1. Ergebnisorientierung

Der Fokus liegt ganz klar auf dem Ergebnis des Wettkampfs, z. B. Sieg, Platzierung, Medaille oder Punktestand. Dies ist für die meisten Leistungssportler:innen, die auch von ihrem Sport leben – unabhängig von der Leistung – wahrscheinlich das wichtigste an einem Wettkampf. Es geht hier vor allem um klare, messbare Resultate wie ein Podiumsplatz oder das Besiegen eines Gegners. Oft sind damit auch Förder- und Sponsorengelder verknüpft. Die Motivation in einem Wettkampf ist getrieben von Konkurrenz und dem Wunsch, „besser als die anderen“ zu sein. Die Leistung, ob z.B. die 200m-Läuferin eine an ihren bisherigen Leistungen gemessen gute Zeit gelaufen ist, ist nachrangig, solange sie schneller als ihre Konkurrentinnen läuft.
Was sind die Vorteile einer reinen Ergebnisorientierung? Es gibt klare, greifbare Erfolgskriterien; besonders in direkten Begegnungen gibt es nur „gewinnen oder verlieren“. Bei einem Sieg oder Erreichen eines bestimmten Platzes war es ein guter Wettkampf, bei einer Niederlage nicht. Die meisten Athlet:innen mit einer Ergebnisorientierung haben eine hohe Antriebsstärke, besonders in kompetitiven Kontexten, sowie eine hohe Zielstrebigkeit und starken Siegeswillen. 
Jetzt könnte man sich auf den ersten Blick denken, dass die Ergebnisorientierung sehr viele Vorteile mitbringt. Dies mag sicher so sein. Im Falle eines „Scheiterns“ bzw. wahrgenommenen Scheiterns kommen jedoch die Nachteile zum Vorschein. Da es eigentlich nur ein „schwarz und weiß“/ „gewinnen oder verlieren“ gibt, setzen sich Athlet:innen oft selbst unter einen hohen Druck. Eine Enttäuschung bei Nichterreichen des Ziels ist wahrscheinlich. Neben der eigenen Leistung spielen in einem Wettkampf Faktoren eine Rolle, die nicht vollständig kontrollierbar sind. Dies ist vor allem die Leistung der anderen Athlet:innen. Sogar wenn man selbst eine sehr gute Leistung im Wettkampf gezeigt hat, ist die Enttäuschung trotzdem groß, wenn das gewünschte Ergebnis nicht erreicht wird.

2. Leistungsorientierung

Bei dieser Art der Herangehensweise an einen Wettkampf liegt der Fokus auf der eigenen Leistung und dem persönlichen Fortschritt, egal welches Endergebnis erzielt wird. Athlet:innen haben hier zum Ziel, die individuellen Fähigkeiten zu verbessern, persönliche Bestleistungen zu zeigen oder technische bzw. taktische Vorgaben umzusetzen. Die Motivation liegt hier vor allem darin, die eigenen (bisherigen) Leistungen zu übertreffen und im Wettkampf die bestmögliche Leistung abzurufen. Dies hat die Vorteile, dass sich Athlet:innen auf das konzentrieren, was sie selbst beeinflussen können: die eigene Leistung. Eine langfristige Entwicklung und intrinsische Motivation stehen im Vordergrund. Die Zufriedenheit im Training und Wettkampf wird durch Fortschritte erreicht-  auch ohne einen Sieg oder besondere Platzierung. Indem weniger Fokus auf den Wettbewerb und die direkte Zielerreichung liegt, kann die Motivation, alles aus sich herauszuholen, mitunter etwas geringer sein. Solange man nur genauso gut oder etwas besser ist als im Training, ist der/ die Athlet:in zufrieden. Manche Athlet:innen schöpfen vielleicht nie ihr ganzes Potenzial aus.
Schauen wir uns ein praktisches Beispiel im Sport an: Ein ergebnisorientierter Weitspringer möchte unbedingt den ersten Platz erreichen – unabhängig davon, ob er dafür seine beste Leistung gezeigt hat. Der leistungsorientierte Weitspringer freut sich über eine persönliche Bestweite, auch wenn er „nur“ einen fünften Platz belegt hat.

Beide Arten, den Erfolg eines Wettkampfs oder einer sportlichen Leistung zu bewerten, haben also ihre Vor- und Nachteile. Es kann daher eine gute Option sein, Elemente aus beiden Arten zu verbinden, sodass eine Balance zwischen beiden Herangehensweisen gelingt.

  1. Versuche den primären Fokus auf Deine Leistung zu legen: Konzentriere Dich darauf, dein Bestes zu geben und Dich als Sportler:in weiterzuentwickeln. Das liegt in Deiner Hand.
  2. Lege den sekundären Fokus auf das Ergebnis: Du kannst Ergebnisse als Unterstützung für Deine Motivation nutzen, aber lass das Ergebnis nicht allein über Deinen Erfolg entscheiden.
  3. Reflexion nach dem Wettkampf: Du kannst Dir folgende Fragen stellen: „Habe ich heute alles gegeben?“ statt nur: „Habe ich gewonnen?“
  4. Blick auf die langfristigen Ziele: Ergebnisziele können langfristig gesetzt werden; leistungsorientierte Ziele können Dich auf dem Weg dorthin unterstützen.

Fazit: Wie so oft im Leben macht es die Mischung. Ein guter Ansatz kann sein, leistungsorientierte Werte (persönliches Wachstum und Entwicklung) mit ergebnisorientierten Zielen (z. B. Meisterschaften gewinnen), um Motivation und Erfolg nachhaltig zu fördern.

Ich wünsche Dir für Deine anstehenden Wettkämpfe, Spiele oder Turniere viel Erfolg.

Wenn Du denkst, dass Du dabei mentale Unterstützung brauchst, vereinbare gerne einen Termin über meine Website.

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